NL 001-010_062

Source: Alfred Wegener, Tagebücher, June 1912 – July 1913. DMA NL 001/010.

[062] Schneetreiben (seit langem der erste Tag!), doch war es mehrmals nahe daran, und wegen der tiefen Temperatur war es so ungemütlich, daß wir die große Mittagspause durch eine kleine (ca 1 Stunde, ohne Zelt) ersetzten und daher schon um 6 Uhr abends im Schlafsack liegen. – Unterwegs hörten und auch fühlten wir heute außerordentlich häufig das Zusammensinken oder vielleicht besser den Zusammenbruch des Firns unter uns. Das Geräusch war nicht mehr seufzerähnlich, sondern eher als Brüllen und Schießen zu bezeichnen; oft ähnelt es dem Donner, wenn es sich weithin fortpflanzt, ehe es sich verliert. Die Erscheinung wird zwar natürlich durch das Gewicht der Karawane ausgelöst, muß aber auch ohne dem schließlich eintreten, wenn hinreichend Neuschnee fällt. Die Pferde habe ich jetzt schon ganz daran gewöhnt, aber Gloë ist heute ganz nervös davon geworden, bekommt jedesmal einen Todesschreck, rennt in seiner Verzweiflung auf unsere Skier oder den Pferden zwi-

[062] (the first in a long time), but it was close several times, and due to the low temperature, it was so uncomfortable that we replaced our long lunch with a short break (about 1 hour, with no tent) and thus we are already in our sleeping bags at 6 in the evening. – On the way, we often heard, and also felt, the firn sinking under us, or perhaps it is better to say that it was breaking under our weight. The sound could no longer be described as a soft sigh, but rather as a yell, or gunshot. Sometimes, it sounded like thunder, echoing before fading away. This phenomenon is, of course, the result of the weight of our caravan, but probably also occurs when enough new snow falls onto it. The horses have gotten used to it, but it makes Gloë very nervous, and every time he becomes deathly afraid. In his despair, he runs over our skis or between

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