NL001-004_035

Source: Alfred Wegener, Tagebücher, June 1906 – August 1908. DMA NL 001/004.

[035] äußere, mit sehr handgreiflichen Resultaten, so daß er jetzt natürlich den Mangel einer solchen Tätigkeit um so mehr empfindet und dann ist er eine zu ehrliche Natur, um sich selbst und die anderen diesen Energielapsus zu verheimlichen. Ich selbst bin nicht frei davon, doch kann ich mich unter Einschränkung meiner Arbeit „klaren“, wie es zutreffend im dänischen heißt. Ich glaube, ich würde mich noch auf einer weit besseren Arbeitshöhe halten können, wenn ich bei einer deutschen Expedition wäre. Es ist eine merkwürdige Sache mit diesem „Energielapsus“. Es dreht sich alles um einen Punkt: man entbehrt Eindrücke. Welche Befreiung empfindet man, wenn man einmal zur Mittagszeit die Berge der nächsten Umgebung – wenn auch nur in Umrissen – erkennt; welche Unternehmungslust schöpft man aus einem einzigen solchen Lichtblick. Man geht die ganze Zeit wie ein Blinder mit geschlossenen Augen. Wenn wir zum Schiff zu den Mahlzeiten gehen, so tasten wir mehr mit den Füßen als wir sehen können. Gestern mittag arbeiteten Koch und ich am Drachenhaus. Man sollte meinen, es wäre eine Erholung, bei stillem Wetter einmal eine Tätigkeit im Freien zu haben. Aber es war nicht der Fall. Alle Arbeit draußen im Dunkeln ist unangenehm, weil man nichts

[035] physical with tangible results, and he is thus naturally more affected by the lack of activity now, and then there is the fact that he is too honest in nature to hide his loss of energy from himself and from the others. I myself am not free from this either, but I can come to terms with this limitation of my work, or “klaren,” as it is so appropriately called in Danish. I believe I would be able to maintain a much higher work level if I were on a German expedition. This “energy lapse” is truly a strange thing. It all revolves around one central point: one suffers from a lack of stimulus. What a feeling of liberation it is when, around midday, one is able to make out the mountains of the immediate surroundings—even if only as silhouettes; what a thirst for action one develops from just that one ray of light. One walks around for the rest of the time as if with closed eyes, like a blind man. When we go to the ship for meals, we have to feel our way with our feet, rather than being able to see. Yesterday afternoon, Koch and I worked on the kite house. One would imagine that it would be a relief to be able to work outside in calm weather. But this was not the case. All work outside in the dark is unpleasant because one is unable

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